Gewalt in der Pflege: „Der Schutz von Mitarbeitenden und Pflegebedürftigen muss Hand in Hand gehen

16.09.2024

7. KoBrA-Konferenz diskutierte Präventions- und Bewältigungsstrategien in der ambulanten und stationären Pflege

„Gewalt und Aggression in der Pflege: Verstehen, Vorbeugen, Bewältigen“ – unter diesem Titel trafen sich am 10. September 130 Vertreterinnen und Vertreter aus Pflegeunternehmen mit Expertinnen und Experten aus Arbeitsschutz und Prävention, um wichtige Fragen zu besprechen: „Wie äußern sich Gewalt und Aggressionen in der Pflege? Wie kann man erfolgreich vorbeugen? Und wie können wir Menschen stärken, die Gewalterfahrungen gemacht haben?“ Eingeladen in die Sparkassenakademie in Stuttgart hatte die „Kooperation Breitenumsetzung von Arbeitsschutz in der Pflege“ (KoBrA BW) unter Federführung der Unfallversicherungsträger BGW und UKBW und der AOK Baden-Württemberg.


„Gewalt und herausforderndes Verhalten betreffen sowohl Mitarbeitende als auch Pflegebedürftige“, erläuterte Dr. Verena Fiedler von der BGW. „Als Unfallversicherungsträger betrachten wir natürlich in erster Linie die daraus entstehenden Gefährdungen und Belastungen für Pflegekräfte. Aber der Schutz von Mitarbeitenden und Pflegebedürftigen muss Hand in Hand gehen.“ Eine gewaltfreie Umgebung zu schaffen, da waren sich alle Expertinnen und Experten einig, ist die Grundlage. Auch Barbara Zeller vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration betonte die Bedeutung, die das Thema im Ministerium habe, und kündigte ein Vorhaben zur Prävention von Gewalt und Aggression an.


Der Präventionsexperte und Fachbuchautor Dr. Holger Pressel erläuterte, was physische, psychische oder sexuelle Gewalt ausmacht, welche Rahmenbedingungen Gewalt begünstigen und wie Unterneh-men sich strukturell besser aufstellen können. Besonders wichtig: Eine ausgeprägte Präventionskultur und sensibilisierte Führungskräfte, eine regelmäßige Gefährdungsbeurteilung und konkrete Interventi-onspläne für den Notfall. Deeskalationstrainer Oliver Klostermann vermittelte anschaulich die Bausteine eines professionellen Deeskalationsmanagements. Dazu gehört auch, wie man Kommunikationstech-niken für den Umgang mit aggressiven Menschen entwickeln kann und welche Maßnahmen in konkreten Notsituationen und der Nachsorge helfen. Mit Unterstützung von Deborah Lucas-Bekeredjian (Diakonie Baden) konnten die Teilnehmenden erarbeiten, wie sie in der Praxis die ersten Schritte auf dem Weg zum Gewaltschutzkonzept gehen. Im Workshop mit Vanadis Götz und Dr. Claus Heislbetz von der Hans-Weinberger-Akademie der AWO profitierten die Besucherinnen und Besucher von Erfahrungen aus dem Praxisprojekt „Gewaltfrei leben“ und lernten unter anderem einen Methodenkoffer kennen.


„Die diesjährige KoBrA-Konferenz hat für alle Teilnehmenden wertvolle Impulse für ein gewaltfreies Umfeld geschaffen", resümiert Ulrich Hoffmann von der UKBW. "Der Austausch in diesem Netzwerk ist von zentraler Bedeutung, um gemeinsam Strategien für die Sicherheit und Gesundheit von Pflegenden und Pflegebedürftigen zu erarbeiten." Und Christian Konrad, Präventionsexperte der AOK: „Mit den Beiträgen unserer Referentinnen und Referenten konnten wir gut den Dreiklang aus Prävention, Intervention und Nachsorge vermitteln. Das gehört mit zu einem umfassenden Betrieblichen Gesundheitsmanagement.“ Auch Moderator Volker Est von der Unternehmensberatung contec war zufrieden. „Das Programm war rund und traf genau den Bedarf der Teilnehmenden. Das hat auch unsere Feedbackumfrage bestätigt.“ Oder wie es ein Teilnehmer nach Sitzungsende formulierte: „Vorträge gut, Workshops gut, Austausch gut – ich komme wieder.“

 

Information zu KoBrA BW
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und die Unfallkasse Baden-Württemberg (UKBW) sind die gesetzlichen Unfallversicherungsträger für die Beschäftigten in der Pflege in Baden-Württemberg. Unser Ziel: Gemeinsam mit den Pflegeeinrichtungen die Sicherheit und Gesundheit der Pflegenden und damit auch gute Pflege sicherzustellen. Dazu braucht es kompetente Partner – daher die Kooperation Breitenumsetzung von Arbeitsschutz in der Pflege, kurz KoBrA: eine Kooperation von BGW und UKBW mit AOK, Landesministerien, Arbeitsschutzverwaltung, Medizinischem Dienst, Verbänden der freigemeinnützigen, öffentlichen und privaten Pflegeanbieter.